Frühe Wurzeln der modernen Erlebnispädagogik – eine Bücherschau
Manchmal hilft der Blick in die Vergangenheit, das Heute zu verstehen und das Morgen zu gestalten. In diesem Sinne sind wir auf eine besondere Spurensuche zu den Anfängen der modernen Erlebnispädagogik gegangen: Wir haben Bücher ausgesucht, die heutzutage vielleicht weniger bekannt oder in Vergessenheit geraten sind. Entdeckt haben wir Skurrilitäten, Verdrängtes, Vergessenes und vergessene Menschen, erfreuliche und bestürzende Einsichten, neue Perspektiven.
akzent
Nicht kalt genug (Bernhard Setzwein)
In dem Roman „Nicht kalt genug“ setzt sich der einfühlsame Schriftsteller Bernhard Setzwein mit Friedrich Nietzsches sieben Jahren in Sils Maria auseinander. Erlebnispädagoginnen und Erlebnispädagogen dürfte Friedrich Nietzsche kein Unbekannter sein. So sagt der Philosoph z.B. „So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung, in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern!“
Pestilenz (Hans Peter Scheier)
Der Roman „Pestilenz“ beschreibt das Leben von Johann Heinrich Pestalozzi (1746 bis 1827. Viele sehen in ihm den Begründer der Sozialpädagogik, der, inspiriert von Jean Jacques Rousseau, sein ganzes Leben der Erziehung von Kindern und Jugendlichen aus schwierigsten Lebenslagen widmete. Er ist Vorbild und Leitfigur für sozialpädagogisches Denken und Leben.
Kurzschule und Charakterbildung (Gustaf Richter, Helmut Münch)
Gustav Richter war geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Europäische Erziehung, Helmut Münch Leiter der Kurzschule Baad. Das Autorenteam hat ein insgesamt wohltuend praktisches Buch verfasst, das Einblicke in die erlebnispädagogische Gründerzeit gibt.
Bildung als Wagnis und Bewährung (Hermann Röhrs (Hrsg.))
Hermann Röhrs hat sich intensiv mit Reformpädagogik und Reformpädagogen beschäftigt, er hat Zeichen gesetzt in der vergleichenden und internationalen Pädagogik und war einer der Wegbereiter der Friedenspädagogik. Sein umfangreiches Werk zu Kurt Hahn ist eine wahre Fundgrube.
Die Schule Schloss Salem (Werner Köppen)
Die Dissertation von Werner Köppen enthält zwei große Teile: „Die Geschichte der Schule Schloß Salem“ und „Die Salemer Erziehung in ihren Bildungsinhalten und Bildungszielen“. Ein Schlusskapitel würdigt die Salemer Erziehung.
Die Kurzschulen Kurt Hahns (Karl Schwarz)
Karl Schwarz bietet eine außergewöhnliche Fülle von Daten, Konzepten, Theorien, die wiederentdeckt werden sollten. Manche dieser Rückblicke könnten und sollten die aktuelle Erlebnispädagogik nachhaltig befruchten.
Die deutschen Kurzschulen (Helga Weber, Jörg Ziegenspeck)
Wer das Buch von Helga Weber und Jörg Ziegenspeck studiert, wird ganz neue Einblicke zur Person Hahns und zu den Kurzschulen Deutschlands bekommen. Sehr erhellend sind die Erörterungen zu Hahns Verfallserscheinungen, und die sie mit Erkenntnissen aus der Jugendforschung (Shell-Studien) mit neuem Sinn füllen wollen. Das Buch ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur modernen Erlebnispädagogik.
Werte und Wege der Erlebnispädagogik, Schule Schloss Salem (Anja Pielorz)
Pielorz greift die Bildungskritiker des auslaufenden 19. Jahrhunderts auf, im zweiten Kapitel geht es um die Reformpädagogik, um Persönlichkeiten wie u. a. Cecil Reddie, Herman Lietz, Ellen Key, und um die Bewegungen, wie die Landerziehungsheimbewegung (Herman Lietz), die Jugendbewegung, die Kunsterziehungsbewegung (Alfred Lichtwark) und die Arbeitsschulbewegung (Georg Kerschensteiner), gefolgt von einer ausführlichen Beschreibung der Arbeit Kurt Hahns.
Kurt Hahn – Pädagogische Umwelten zwischen Konstruktion und Anknüpfung (Hildegard Thiesen)
Hildegard Thiesen konzentriert sich in ihrer Dissertation auf erzieherische Umwelten, die eher indirekt und unbewusst wirken. Elf solcher Umwelten stellt sie vor und prüft sie detailliert auf die Anknüpfung an Gegebenheiten vor Ort bzw. auf die pädagogische Konstruktion, also Konzepte, die mit relativ wenig Bezug zu den örtlichen Voraussetzungen eingesetzt werden.
Schule Schloss Salem Chronik, Bilder, Visionen
75 Jahre Schule Schoß Salem waren ein Anlass für Rückblicke, Einblicke und Ausblicke. Ein achtköpfiges Autorenteam hat viele Details, viele grundlegende Informationen und wertvolles Fotomaterial zu Salem und Hahn zusammengestellt.
Schule Schloss Salem 1920 – 2020
Das umfangreiche, prächtige Buch ist eine würdige Veröffentlichung zum großen Jubiläum. Reich bebildert mit vielen Farbfotos bietet das Buch Einblicke von der Gründung bis heute sowie neue Einsichtungen in die Geschichte Salems.
praxis
3 x 3 Notfallmanagement outdoor© (Klemens Fraunbaum)
Klemens Fraunbaum, Erlebnispädagoge be®, Rettungssanitäter, Trainer für Notfall- und Krisenmanagement greift in seinem Beitrag ein wichtiges Thema auf: Was tun bei Notfällen outdoor? Wie können wir auch in schwierigen Situationen die Kontrolle behalten und Unfall- und Notfallsituationen meistern?
Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit (Norbert Meister und Lukas Ofner-Reßler)
Wieviel Stabilität braucht Veränderung? Die beiden Autoren untersuchen in ihrem Beitrag die Bedeutung von Stabilität und Sicherheit für Veränderung. Dabei verknüpfen sie unter anderem das bekannte Komfortzonenmodell mit dem SCARF-Modell und der Polyvagaltheorie.
vip
Marina Ewald – Pionierin der Erlebnispädagogik (Hans-Peter Heekerens)
Bei den Gründerfiguren der Schule Schloss Salem wird ein Name oft nicht erwähnt: Marina Ewald. Wenn überhaupt, ist sie Erlebnispädagog*innen oft als „Managerin“ der Schule bekannt. Sie war aber so viel mehr als das. Sie brachte ihre Unabhängigkeit, gepaart mit unbedingtem Freiheitswillen, die Leidenschaft für vielfältige Projekte, den Wunsch nach gemeinsamer Selbstverantwortung und weiblicher Emanzipation in die Schule ein. Der Beitrag widmet sich dieser „Unsung Heroine“ der Erlebnispädagogik.